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Hinter der Werksbezeichnung Fhs. o/K verbergen sich die G5 aus der ersten Serie mit offenen Fahrerhaus und Klappverdeck,
die etwa von 1953-59 gebaut wurden. In den bewaffneten Organen wurden
sie dann einfach "Gartenlaube" genannt. Die Konstruktion des offenen Fahrerhauses
geht auf eine zusätzliche Forderung der Auftraggeber zurück, denn die
ersten Erprobungsmuster hatten alle geschossene Fahrerhäuser und sollten auch so
im Fahrzeugwerk Werdau gebaut werden. Aber das Büro für
Wirtschaftsfragen (ein Tarnnahme für die technische Aufrüstung in der
DDR) hat wohl noch ein Pflichtenheft der alten Wehrmacht gefunden und so
musste noch schnell ein offenes Fahrerhaus her. Diese Fahrzeuge gab es mit
verschiedenen Aufbauten als - Zugmittel Zm mit Holzpritsche 600mm, festen
seitlichen Bordwänden, Plane und Spriegel - Export Pritsche (die nie exportiert wurde) als Grundmodell mit Holzpritsche 600mm, klappbaren Bordwänden, Plane/Spriegel - davon wurden die Spezialfahrzeuge für den Pontontransport und anders Brückenmaterial abgeleitet. - Zugmittel Zm mit Stahlpritsche als letzte Ausführung wie auf dem Bild der Armeerundschau 1960
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Nach
unseren Erkenntnissen hat kein einziges Fahrzeug o/K im originalen
Zustand die Zeiten überstanden. Das mag viele Ursachen haben, ein wichtige
ist sicher dass bei der industriellen Hauptinstandsetzung, die bei jeden
KFZ der bewaffneten Organe durchgeführt wurde, keine zwei unterschiedlichen
Fahrerhäuser am Standard-G5 verbaut wurden. Die Fahrzeuge wurden somit
vereinheitlicht und die Wirtschaft brauchte nur noch das geschlossene
Fahrerhäuser als Ersatzteil bereitstellen. Nach den erhalten gebliebene Unterlagen
durchlief ein G5 als Zugmittel (Zm) folgende planmäßige
Instandsetzungen: 1. mittl. Instandsetzung bei 25.000 km,
1. Hauptinstandsetzung bei 50.000 km, 2. mittl. Instandsetzung bei 75.000 km,
2. Hauptinstandsetzung bei 100.000km. Dazu kam dann der Umrechnungsfaktor
für die Standzeit - denn viele Fahrzeuge wurden ja im Gefechspark nur
einsatzbereit gehalten und so kommt eine Nutzungszeit von etwa 10-12
Jahren pro Fahrzeug zusammen bis zur 1. HI. Wenn man jetzt mal als
Beispiel ein G5 Zm mit Baujahr 1956 nimmt, so ist dieser planmäßig etwa
1968 zur 1. HI gekommen, da ist die G5 Serienproduktion schon eingestellt
gewesen und so wurde das Fahrzeug mit Teilen aus dem Reparaturprogramm
instandgesetzt. Die Forderung dabei war, dass nach der HI das Fahrzeug
mindestens 75% des Neuwerts darstellt. Wenn man dann den Preis von
ca. 5000 Mark pro geschossen Fahrerhaus nimmt wird klar, dass damit schon
ca.15% dieser 75% erreicht gewesen ist (Neuwert G5 ca. 45000-50000 M). Da
diese Fahrerhäuser aus heimischer Produktion auch in ausreichender
Stückzahlen verfügbar waren ist es logisch, dass sich eine Aufarbeitung
der offenen Fahrerhäuser nicht gelohnt hat, auch wenn noch viele Teile
brauchbar waren. Der Plan war somit wieder mal erfüllt bzw. übererfüllt und
die damaligen Nutzer der Fahrzeuge, also die Wehrdienstleistenden, sind
sicher nicht traurig darüber gewesen, dass man nun in der schlechten
Jahreszeit ein geschlossenes Fahrzeug hatte.
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einige Typenblätter von verschiedenen o/K Fahrzeugen
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Wie kommt man an ein Fahrzeug das es nicht mehr gibt?
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Beim
Aufbau der G5 Datenbank ist uns aufgefallen, dass bei einigen Fahrzeugen
der aktuelle Aufbau mit der angegebenen Fahrgestellnummer so nicht
übereinstimmt. Und da ein solches Fahrzeug schon mal von Mitgliedern der
IFA G5 IG geborgen und gesichert wurde, kann man hier sehr genau
hinschauen, woran es nun liegt, dass dieses Fahrzeug nicht ins Schema
passen will. Dabei stellte sich heraus, dass der Fahrzeugrahmen DDR-typisch mit Resten eines anderen G5 zum Fahrgestell FM verlängert
wurde. Es ist nicht mal die alte Anhängetraverse ausgebaut worden, sondern
nur ein Stück hinten angeschweißt. Der komplette Antriebsstrang
stammt von Typ II G5 wie auch der Vorbau mit Motorhaube und Fahrerhaus,
dazu kommt ein Blechwerkstattkoffer, das sind alles Teile aus dem
Reparaturprogramm des G5. Vermutlich ist das Fahrzeug im Rahmen einer
Hauptinstandsetzung komplett umgebaut worden. Denn es hat sich auch die
originale Fahrgestellnummer angefunden, ein Fahrzeug Bj. 1955 ist das
hier. Und nach Abgleich mit einer uns vorliegenden orig. Bauzeichnung des
Rahmens aus dieser Zeit können wir anhand von vorhandenen Bohrungen und
erhalten gebliebenen Halterungen mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich hierbei um einen
Zugmittelrahmen handelt der nachträglich zum Werkstattwagenrahmen
umgebaut wurde. Durch unsere Recherche in den Staats- und Bundesarchiven
wissen wir, dass 1955 die Zugmittel alle mit offenen Fahrerhaus gebaut
wurden und somit haben wir es hier mit einem ehemaligen G5 o/K zu tun.
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Nachdem nun ein Fahrzeug gefunden ist stellt sich die Frage - kann man daraus wieder einen G5 o/K machen? |
Wo
fast alle Bauunterlagen doch verschollen sind! So ist das Werksarchiv in
Werdau an einem regnerischen Tag in 1990 in einen Container entsorgt worden
oder die NVA und deren Vorläufer, die ja als Auftraggeber für den G5
auch alle Bauunterlagen besessen hatten. Vermutlich lagerte das Archiv
des NVA KFZ Wesen im KFZ Reservelager 2 in Hangelsberg und das ist
ca. 2002 verkauft oder vernichtet worden. So müssen wir mit dem
leben was noch auffindbar ist in den uns zugänglichen Archiven. Das
betrifft noch einiges an Schriftverkehr zum Fahrzeug und einige wenige
Übersichts- und Bauzeichnungen sowie ein paar
Werksfotos, Ersatzteilkataloge und Bedienungsanleitungen. Das reicht aber, um
einen G5 o/K rekonstruieren zu können. Meinen wir zumindest. Und
so ist jetzt festgelegt, was von diesen Fahrzeug erhalten bleibt und welche
Sachen neu gebaut werden müssen. Zurückgebaut wird der verlängerte
Rahmen, erhalten bleibt der Antrieb mit KVD Motor. Da die
Motorhalterungen am alten EM-Motor anders waren, kommt eine Rückrüstung
nicht mehr in Betracht - GR 2/30 Kupplung - verstärktes Schaltgetriebe EGK 5
S - Verteilergetriebe G 5 V - Spillgetriebe ohne
Abschnappkupplung - Achsen - sowie der Vorbau mit Motorhaube und vorderen
Kotflügeln, da diese schon die Aussparungen für die Blinker haben die ja
heute von den Behörden gefordert werden - orig.waren 1955 nur Winker als
Fahrrichtungsanzeiger verbaut. Rekonstruiert werden das offene Fahrerhaus
und Holzpritsche mit Spriegelgestell. Für diese Aufgabe sind original
Bilder sehr wichtig, deshalb an dieser Stelle Dank an die
Pionierkameradschaft Schwerin, die uns mit Ihren privaten Bildmaterial
unterstützen, da ja die 8. Mot.-Division in ihren Anfängen mit diesen
Fahrzeugen ausgerüstet war. Es hat sich für den Pritschenbau gezeigt, dass wir dafür keine uns
heute bekannten G5 als Vorlage nutzen können, da alle
G5 Holzpritschen entweder vom S4000/W50 stammen oder Eigenbauten sind. Es
gibt nach jetzigen Erkenntnisstand ein Museumsfahrzeug, das noch Beschläge
von einer Zm Holzpritsche mit festen Bordwänden hat, diese ist aber auch
schon modernisiert mit klappbaren Bordwänden und glattem Boden. So
müssen alle Neubauteile für das Fahrzeug nach den vorhandenen
Zeichnungen und Bildern gefertigt werden. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die
nach unserer Schätzung etwa 5 bis 8 Jahre dauern wird, bis alle
Baugruppen überholt und die nachzubauenden Teile eingepasst sind.
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Nachdem
das Fahrzeug zur Rekonstruktion umgesetzt ist, beginnen die Arbeiten. So
wird als erstes das nachträglich angebrachte Rahmenstück entfernt. Als
Nächstes wird alles zerlegt und dabei dokumentiert.
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1. Fortsetzung Projekt o/K
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